Ich rufe
Varuna,
den kosmischen Gott der Stärke aus dem Westen,
in mein höheres Muladhara.
1 Liederkreis, 25,
an Varuna
1.
Wenn wir gleich Tag für Tag wie die Untertanen dein Gebot übertreten, Gott Varuna,
2.
So gib uns nicht deiner tödlichen Waffe preis, wenn du ärgerlich bist, nicht deinem Zorn, wenn du unmutig bist.
3.
Wir möchten mit Lobreden wie der Wagenfahrer ein an-gebundenes Roß so deinen Sinn vom Groll losmachen zur Barmherzigkeit, o, Varuna.
4.
Denn es fliegen meine zornablenkenden Worte fort, ihr Glück zu suchen, wie Vögel zu den Nestern.
5.
Wann werden wir den Herrn Varuna, der die Herrschaft zu Ehren bringt, zur Barmherzigkeit bewegen, den Weitschauenden ?
6.
Diese Herrschaft haben beide gemeinsam inne. Sorgend werden sie nicht gleichgültig gegen den Opferspender, der die Gebote hält.
7.
Der die Spur der Vögel weiß, die in der Luft fliegen, er weiß die des Schiffes als Meeresgott.
8.
Er kennt die zwölf Monate mit ihrem Nachwuchs, der Gesetz-Vollstrecker; er kennt den, der nachgeboren wird.
9.
Er kennt die Bahn des Windes, des breiten, hohen, großen;
er kennt die welche darüber thronen.
10.
Varuna, der Gesetzvollstrecker, hat sich in den Gewässern niedergelassen zur Ausübung der Herrschaft, der Umsichtige.
11.
Von dort überschaut er aufmerksam alles Verborgene, was geschah und was geschehen soll.
12.
Dieser umsichtige Sohn der Aditi möge uns jederzeit gute Wege bereiten; er möge unsere Lebenstage verlängern.
13.
Ein goldenes Gewand trägt Varuna und legt ein Prachtkleid an. Rings herum sitzen seine Späher.
14.
Den weder die Schadenfrohen noch die Arglistigen unter den Menschen zu schädigen Wünschen, noch die Nachsteller ihn den Gott.
15.
Und der sich bei den Menschen ganz ungeteilten Respekt
verschafft hat und in unseren Leibern.
16.
Meine Gedanken ziehen fort wie Kühe den Weidwege entlang, den Weitschauenden suchend.
17.
Wir wollen jetzt beide abermals miteinander darüber reden, da mir
der Süßtrank gebracht ist, um wie der Hotri den lieben vor-zukosten:
18.
Sehen möchte ich jetzt den von allen gern gesehenen, sehen seinen Wagen auf Erden; er möge an diesen Lobreden von mir Gefallen haben.
19.
Erhör, o Varuna, diesen Ruf von mir und sei heute barmherzig! Nach dir verlange ich hilfesuchend.
20.
Du Weiser gebeutst über das All, über Himmel und Erde.
Schenk also Gehör auf deiner Fahrt!
21.
Löse die oberste Schlinge von uns auf, mach die mittlere los, streif die untersten Schlingen ab, damit ich lebe!
2. Liederkreis, 28,
an Varuna
1.
Dies Lied auf den weisen, selbstherrlichen Aditisohn soll alle vorhandenen an Größe übertreffen, der als Gott überaus angenehm zu verehren ist. Ich bitte um guten Ruhm vor dem reichen Varuna.
2.
In deinem Gebote wollen wir glücklich sein, da wir dich Varuna, in guter Absicht gepriesen haben, bei dem Nahen der rinderreichen Morgenröten tagtäglich wie die Opferfeuer früh erwachend.
3.
Wir wollen unter deinem Schütze, des heldenreichen, stehen, desen Worte weithin reichen, du Führer Varuna. Ihr unbetörten Söhne der Aditi, ihr Götter, lässt eich zu einem Freundschaftbunde herbei!
4.
Der Sohn der Aditi ließ sie laufen und verteilte sie: Die Ströme geh; sie werden nicht müde und spannen nicht aus. Rasch wie Vögel fliegen sie in ihrem Kreislauf.
5.
Löse die Sünde von mir wie ein en Gurt! Wir möchten dir den Born der Wahrheit recht machen. Der Faden soll nicht reißen, während ich meine Dichtung webe, noch soll der Maßstab des Werkmeisters vor der Zeit brechen.
6.
Halte fein die Furcht von mir fern, o Varuna, nimm dich meiner an, du wahrhaftiger Allkönig! Löse von mir die Angst, wie den Strick vom Kalbe, denn fern von dir vermag ich auch nicht einen Augenblick zu sein.
7.
Triff uns nicht, o Varuna, mit deinen Waffen, die bei deiner Suche nach dem Sündigen, o Asura, diesen versehren. Nicht möchten wir vom Licht Abschied nehmen. Erspar uns fein die Unbilden, auf dass wir leben.
8.
Unsere Ehrfurcht haben wir dir früher ausgesprochen, o Varuna, und wollen sie jetzt und in Zukunft aussprechen, du Starkgearteter. Auf dich sind wie auf einen Fels unerschütterlich die Gesetze gegründet, du Untrügbarer.
9.
Verbann darum meine eigenen Verschuldungen, lass mich nicht von anderen getane büßen, o König! Viele Morgen sind noch nicht aufgegangen; mach uns Aussicht, dass wir an diesen leben werden!
10.
Wenn ein verbündeter oder freund im Traume mir dem Furchtsamen Furcht einredet, o König, oder ein Dieb oder Wolf uns nachstellt, so behüte du uns vor dem, o Varuna!
11.
Nicht möchte ich, o Varuna, eines lieben Gönners, eines freigebigen Freundes entraten, noch möchte ich des leicht zu regierenden Besitztums ermangeln, o König - Wir möchten das große Wort führen als Meister in der weisen Rede.
Siebenter Liederkreis, 86 - 89
An Varuna
86- 1.
Erst durch seine Größe sind die Geschöpfe weise geworden, der die beiden Welten, obwohl sie so weit weg sind, auseinander gestemmt hat. Er hat hoch nach oben den Himmel gestoßen, doppelt dem Himmelsgestirn einen Anstoß gegeben, und er hat die Erde ausgebreitet.
2.
Und ich gehe mit mir selbst zu Rate: Wann werde ich wohl dem Varuna nahe kommen? Wird er frei von Groll sich meines Opfers freuen?
Wann werde ich wohlgemut seine Gnade schauen?
3.
Ich frage mich neugierig nach der Sünde, ich wende mich an die Kundigen, sie zu befragen. Auch die Weisen sagen mir ganz dasselbe: Dieser Varuna grollt dir.
4.
Was war das größte Vergehen, Varuna, dass du deinen Freund, den Sänger, töten willst? Sage mir das an, du Untrüglicher, Eigenmächtiger! Ich möchte dem zuvorkommend von Sünde befreit unter der Verbeugung dir Abbitte tun.
5.
Erlass uns die väterlichen Sünden, erlass uns, was wir selbst getan. Lass, o König, den Vasistha los, der gebunden ist wie ein Dieb, der Vieh stiehlt, lass ihn los wie das Kalb vom Stricke.
6.
Nicht ist die Verfehlung eigener Wille, o Varuna, es ist der Branntwein, der Zorn, der Würfel und Unverstand. Der Ältere ist an der Verfehlung des Jüngeren schuld. Selbst der Schlaf ist kein Ablenker des Unrechts.
7.
Ich will dir dienstbar sein wie ein Knecht dem Lohnherrn, ich dem ungeduldigen Gotte, von der Sündenschuld befreit. Gott der Herr unterwies die Unwissenden. Den Geschickten spornt der noch weisere Gott zum Reichtum an.
8.
Dieses Loblied soll dir fein, du eigenmächtiger Varuna, recht ans Herz gelegt sein. Glück werde uns im Frieden, Glück auf der Kriegsfahrt! - Behütet ihr uns immerdar mit euren Segen!
87 - 1
Varuna zeichnet der Sonne die Wege vor, er ließ die zum Meer gehenden Fluten der Ströme laufen wie ein abgelassenes Rennen die Rennstuten, den rechten Weg einhaltend. Er hat den Tagen die großen Bahnen gemacht.
2.
Dein Odem schnaubt als Wind in den Luftraum wie ein ungeduldiges Tier, das auf der Weide den Kampf gewonnen hat. Zwischen diesen beiden großen, hohen Welten sind alles deine lieben Erscheinungsformen, o Varuna.
-wird Aktualisiert-
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